19.04.24 07:00 - Lesezeit

Bullenmarkt billig oder Bärenmarkt billig?

Robert Karas

Chief Investment Officer, Partner

Bildlegende

„Mein Geld und das meiner Mutter habe ich in Microsoft investiert“, erklärte mir ein Privatanleger Ende der 1990er-Jahre. „Das Unternehmen hat Zukunft, denn jedes Büro benötigt Microsoft Office und Windows“, war er überzeugt. Mein Hinweis auf die hohe Bewertung wurde mit hochgezogenen Augenbrauen quittiert: „Das Unternehmen kann nur weiterwachsen.“

Die Aktienmärkte boomten in jenen Tagen. Und am Ende lagen wir beide richtig. Allerdings mussten seine Mama und er harte Zeiten durchstehen, denn erst 15 Jahre später übertraf Microsoft den Höchststand von damals.

Der Privatanleger hatte Recht, da das Unternehmen unbeirrt weiterwuchs. In den letzten Jahren kam das Cloud-Geschäft hinzu, das 1999 noch gar nicht existierte. Und ich hatte Recht, auf die Bewertung hinzuweisen. Denn selbst das beste Geschäftsmodell ist kein gutes Investment, wenn der Preis für zukünftige Gewinne zu hoch ist. 

Die Bewertung ist so eine Sache

In einem Bullenmarkt sehen wir die Zukunftschancen eines Geschäftsmodells. Spektakuläres Wachstum, stabile oder gar steigende Margen und neue Absatzmärkte. Wenn das alles so kommt wie gedacht, ist die ausgewählte Aktie tatsächlich viel zu billig bewertet. 

Alle Anleger schwimmen im gleichen Fluss. Kommt es zu einer allgemeinen Manie – wie es 1999 der Fall war – ist es schwierig, sich dieser zu entziehen. Schließlich sind wir Teil der schwimmenden Menge. Wir müssten uns gegen den Strom stemmen oder komplett aus dem Fluss steigen, um von außen auf die Flut zu blicken. Nüchtern und ohne Emotionen. Das ist schwer. Sehr schwer.

Ritzen der Wahrnehmung 

Nach dem Platzen einer Spekulationsblase gehen die Bewertungen nach unten. Die Anleger verlangen nun eine höhere Gegenleistung für das eingegangene Risiko. Es scheint also, dass billig nicht gleich billig ist. Es kommt auf das Umfeld an. „Bärenmarkt billig“ liegt immer deutlich unter „Bullenmarkt billig“. 

Rationale Investoren legen stets das gleiche Bewertungsmaß an. So lautet die Gegenargumentation. Das glaube ich allerdings nicht. Niemand kann sich dem Fluss entziehen, in dem er oder sie schwimmt. Durch die Ritzen der Wahrnehmung kriecht Euphorie oder Angst herein. Sie schiebt und drückt unsere Erwartungen nach oben oder unten.

Unser Schutz vor dem reißenden Fluss der potenziellen Übertreibungen an der Börse heißt Diversifikation: Risikostreuung nach Geschäftsmodellen, Themen und Strategien. Einseitige Portfolios, wie sie sich in Blasen gerne bilden, vermeiden wir dadurch. Wir arbeiten mit Disziplin: Sie stellt ein Mindestmaß an Balance in den Depots der Kundinnen und Kunden sicher. 

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